Mittwoch, 23. Februar 2005

DIE GIERIGE CYBERFRAU

aweb33

SEX, EPISODE 2: Treu wollte sie sein. Unbedingt. Die laszive Rothaarige hatte so viel Spaß daran, mit mir und unserem erotischen Phantasieaustausch die Gier via Internet zu leben. Bis sie eines Tages die Sehnsucht nach der Realität packte.

Und das lief so:

Wenn man am wenigsten damit rechnet, liefert das Leben mitunter die verrücktesten Überraschungen. Ich habe eine Freundin, ich habe Glück, ich habe Sex. Die Harmonie tut mir gut. Ich ruhe in mir. Und plötzlich kommt dieses Mail.

Eine Frau kontaktiert mich. Sie schreibt kurz und prägnant. Erklärt mir, dass sie mich auf einer Party gesehen hat. Mit meiner Freundin Alexandra. Wir kennen einander nicht, haben auch nicht miteinander gesprochen. Sie hat mich nur intensiv beobachtet. Und dabei eine ungewöhnliche Form der Sehnsucht entwickelt. Nach einer, sagen wir, modernen Brieffreundschaft. Nach einem charmanten, witzigen, vielleicht tiefgründigen gedanklichen Austausch. Über verbale Erotik und sexuelle Annäherung verliert sie dabei kein Wort. Nur nicht mit der Tür ins Haus fallen, mag sie sich denken. Aber, wie sich später herausstellen soll, um nichts anderes geht es ihr.

Mir gefällt dieser Versuch, ein Abenteuer via net zu arrangieren. Denn es dauert wahrlich nicht lange, ehe wir bei der Sache sind. Ja, bei DER Sache. Wir nähern uns. Schritt für Schritt. Mein optisches Persönlichkeits-Profil kann ich mir ersparen. Sie weiß, wer ich bin. Aber ich habe von ihr, so sehr ich auch grüble und besagte Party rekapituliere, keinen Schimmer.

Sie beschreibt sich: Doris. Ende 20. 1,65 groß. Rothaarig. Schlank, aber nicht dünn. Verheiratet. Geil.

aweb33Wir halten uns im gegenseitigen Mail-Verkehr nicht lange mit Angaben zu Beruf oder Hobbies auf. Wir klären keine politischen Einstellungen, keine musikalischen oder literarischen Vorlieben, keine alltäglichen Befindlichkeiten. Wir wollen beide nur das Eine. Und haben Spaß daran, uns Fragebögen zu schicken, die Aufschluss geben über unsere Körper, unsere Obsessionen, unsere Phantasien. Ich lese alle Details zu ihren Brüsten, ihrem Hintern, ihrer Muschi, ihren Schenkeln, usw. Ich lese, was sie im Bett tut, wie sie es tut. Und im gleichen Maße, was sie gerne tun würde, und wie sie es gerne tun würde.

Ich erfinde geile Kurzgeschichten, in denen sie meine Hauptrolle spielt. Und lebe mich aus. Überschreite meine Grenzen. Suche den Tabubruch. Vergesse die Moral, oder das, was wir für Moral halten. In meinen Texten bin ich Kuschler und wildes Tier, bin ich Sexschüler und Vergewaltiger. Kaum ein Ort, an dem wir es in unserer Welt nicht treiben, kaum eine Stellung, die wir auslassen, kaum ein Fetisch, den wir nicht zum Experiment machen.

Wir haben einander gefunden. Sie und ihre Wortgewalt werden mein täglicher Kick. Ich schreibe, und jeder meiner Gedanken wird zur Erregung. Ich lese, und jeder ihrer Gedanken macht mich unendlich geil. Ich versinke total in dieser phänomenalen Beziehung. Meine Finger rasen, von sexueller Gier getrieben, über die Tastatur. Und meine Sinne wollen nur mehr sie, sie, sie. Wann schreibt sie endlich? Was lässt sie sich wieder einfallen? Wer ist diese herrliche Frau, die es schafft, mich mit der perfekten Transformation von der Nonne zur Hure und zurück aus dem Gleichgewicht zu schleudern?

aweb33Nie hätte ich mir gedacht, dass mich diese Form der sexuellen Begegnung mit solcher Wucht treffen könnte. Und alles muss geheim bleiben. Die Kollegen dürfen meine Spannung nicht merken. Und auch meine Freundin darf von alldem nichts erfahren. Und das wird zum Seiltanz ohne Netz. Weil die Parallelwelten irgendwann beginnen, sich zu vereinen. Weil ich mehr und mehr anfange, meine neue Leidenschaft auf meine alte Leidenschaft zu übertragen. Weil meine fast wahnsinnige Lust zuhause im auffälligen Maß zur Entfaltung kommt. Ich muss fragen beantworten. Ich muss lügen. Ich muss eine triebhafte, fast aggressive Phase erfinden, die meine ungewöhnliche Leidenschaft erklärt.

Und ich bin plötzlich süchtig nach Worten. Süchtig nach der Herausforderung, jedes sexuelle Detail im großen Stil zu übermitteln. Süchtig nach Phantasie.

Bis zum magischen Tag.

Nach etwa drei außergewöhnlichen Monaten des Ein-, Ab- und Auftauchens im Meer der wunderbaren Willenlosigkeit kommt das Mail, das sich mein Unbewusstes immer gewünscht hat, das ich in diesem Wissen aber stets gefürchtet habe. Doris öffnet das Tor zur Realität. Sie wollte zwar nie, dass sie es will, aber jetzt will sie nichts mehr als, dass sie mich will. In echt. Sie will mich sehen, will mich berühren, will mich ficken. Unbedingt.

Mein Kopf dreht sich. Ich schwanke. Vehement. Eine Stimme in mir sagt: Du musst es tun. Die andere Stimme sagt: Du darfst es nicht tun. Ich rätsle, ob ein Rendezvous der Anfang oder das Ende des Abenteuers wäre. Welche Konsequenz hätte mein Ja, welche mein Nein? Verdammt, bin ich verdammt zum Betrug?

aweb33Es scheint so. Denn im Grunde kommt mein Ja beinahe wütend. Scheiß drauf, so ist das Leben. Ich will eindringen. In eine beinahe mystische Atmosphäre. Ich will verführen und entführen, will verloren sein jenseits des Horizonts.

Ja. Ja. Ja.

Die Gelegenheit ist rascher als erhofft sehr günstig, die Freundin auf einer Geschäftsreise. Der Ort: Ein durchschnittliches Hotel. Die Zeit: Ab 16 Uhr, mit Open End, und ja nicht vergessen: Gute Laune mitbringen.

Ich betrete um 15.45 Uhr das Zimmer. Nie, ganz sicher nie, war ich so nervös. Ich rauche meine erste Zigarette. Und gleich noch eine. Marlboro, steh' mir bei. Kommt sie tatsächlich? Wird es jetzt gleich an der Tür klopfen? Siehst sie tatsächlich so aus, wie sie sich beschrieben hat? Ist sie in Wahrheit schüchtern? Sollen wir vorher reden? Oder etwas trinken?

Und wieviel Phantasie verträgt die Realität? Vielleicht bläst sie gar nicht so gut, wie sie es beschreiben kann? Vielleicht findet sie Fesseln fern des Computers eigentlich kindisch? Vielleicht ist Analverkehr in ihren realen Augen eine Abartigkeit? Vielleicht waren nur ihre Gedanken spritzig? Vielleicht ist der Orgasmus, der durch gelungene Rollenspiele ausgelöst wird, in Wahrheit nur vorgetäuscht?

Meine Anspannung ist unfassbar. Meine Erregung ist einzigartig. Ich zittere. Komm endlich, du prächtiges Weib, komm.

Und dann klopft es. Zwei Mal. Laut. Entschlossen. Habe ich jetzt Lust oder Angst? Bin ich nun ein Draufgänger oder ein Sorgenkind? Was, um Himmels Willen, passiert jetzt?

aweb33Ich öffne die Tür. Und vor mir steht eine sagenhafte Frau. So, wie ich sie mir gewünscht habe. Ein Mantel über nackter Haut. Drunter nicht mehr als ein BH und ein Slip. Und High Heels. Die Sünde lebt.

Ich schaue ihr ganz tief und ganz lange in die Augen. Die rothaarige Doris hat schwarze Haare. Die 1,65 große Doris ist etwa 1,75 groß. Die Doris, die Ende zwanzig ist, ist Ende dreißig. Die langen Haare sind kurz. Die grünen Augen sind braun. Der kleine Busen ist groß.

Sie ist: Faszination pur.

Sie ist: Zum Verlieben.

Sie ist: Alexandra.

Meine Alexandra, meine Doris, meine totale Verblüffung. Es war ein Spiel. Eine Gratwanderung. Ein Ausbruch. Aber wer ist jetzt böser? Sie, weil sie mich gnadenlos bewusst in Versuchung geführt hat? Oder ich, weil ich dem Reiz der Affäre nicht wiederstehen konnte?

Wir sprechen kein Wort, schauen uns nur an. Und dann lächeln wir. Gemeinsam. Die Spannung ist am Höhepunkt. Die Zeit der Aufklärung wird kommen. Jetzt ist nicht der Augenblick dafür. Jetzt lebt, auch vom Schmerz stimuliert, nur ein Gedanke: Endlich hemmungslos übereinander herfallen, um im Rausch der Emotion den besten Sex unseres Lebens zu zelebrieren.

Und irgendwann werde ich ein Mail schreiben, in dem steht: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann ficken sie noch heute . . .

ICH, EIN PHANTAST

Leidenschaft ist das Motiv: So viele Jahre. So viele Frauen. So viele Entdeckungen. Ich will aufbrechen zu einer grenzenlosen Abenteuerreise. Zu den sinnlichen und erotischen Schätzen zwischen Horizont und Abgrund. Der Sex und das Sein. Ich will schreiben. Über mich, mein Verlangen, meine Gedanken. Und ich will voller Frohsinn in der weiten Welt der Lust wandeln.

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