FEIND VIBRATOR?
Es war verdammt guter Sex. Zumindest wollte ich das so gesehehen und gefühlt haben. Aber mein Höhepunkt war noch gar nicht richtig verklungen, mein Keuchen noch in den letzten Zügen, da fragte sie, die zuvor eine Stunde lang wie ein ekstatischer Derwisch durch mein Bett geturnt war: "Würde es dich stören, wenn ich mich jetzt noch ein bisschen mit meinem Vibrator beschäftige." Ich war irritiert. "Warum, hast du noch nicht genug?", antworte ich mit einer Gegenfrage. Und in der schwang natürlich dieser etwas verletzte Stolz mit. Sie sagte nur: "Ich bin jetzt dermaßen aufgegeilt und so restkribbelig, dass ich mir gerne das i-Tüpfelchen besorgen möchte."
Ich hatte es also zu einem höchst aktiven i geschafft, das dazugehörige Tüpfelchen jedoch vermochte ich (nein, vermochte er, ja, er ist schuld) nicht zu liefern. Ach du scheiße, diese herrliche Frau ist unbefriedigt.
Das war einmal. Meine Betrachtungsweise hat sich im Lauf der Jahre zur Aufgeschlossenheit entwickelt. Ja, mehr noch: Ich liebe den Vibrator. Problematisch wird es erst, wenn man Tag für Tag mit den merkwürdigsten Argumenten von jeglichen Lüsternheiten abgehalten wird, der kleiner Lauser aber surren und brummen darf, dass einem schwindlig wird.
Aber ein solches Missverhältnis wollen wir jetzt einmal außer acht lassen. Im Idealfall nämlich kann der Vibrator eine wunderbare Ergänzung zum Sexualspiel sein. Ich liebe es, einer Frau dabei zuzusehen, wenn sie sich schon vor meiner ersten Berührung auf Touren bringt. Und es ist auch eine feine Sache (beispielsweise, wenn der eigene Höhepunkt schon anklopft, aber noch nicht reingelassen werden soll), den Akt für ein vibrierendes Intermezzo zu unterbrechen. Dabei kann es höchst spannend sein, sich selbst beim Weibe mittels mechanischer Hilfe zu profilieren. Aber noch geiler ist es, in voller Erregung zum Voyeur zu werden. Innehalten. Schauen. Hören. Und sich an ihrem eingeschobenen (Achtung, Wortwitz) Orgasmus zu erfreuen. Und dann auf zu neuen Taten.
Womit wir wieder beim Anfang wären. Denn wenn ihr auch nach dem gemeinsamen Glück, von dem wir jetzt ausgehen wollen, noch nach einem kleinen Lust-Dessert ist, dann sollten wir den Vibrator keinesfalls als Konkurrent sehen. Er ist kein Feind. Sondern er kann zum stimuliernden Freund werden. Für beide. Oder?
phantast - 9. Mär, 09:00
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