SEX, EPISODE 4 Dobermannsbild

Montag, 4. April 2005

STREICHELN MAG ER

Erzählt habe ich die Geschichte schon oft. Geschrieben noch nie. Jetzt aber.

Irgendwann spät in der Nacht entschließen wir uns, das Lokal zu verlassen. Und landen rasch bei ihr. Betrunken und geil. Als wir ihr Haus betreten, kann ich nicht ahnen, dass ich in Kürze unfreiwilliger Hauptdarsteller in einer Sex-Komödie werden soll.

Ich überspringe hurtig den verzichtbaren Teil eines Vorspiels, das mit 0815 noch spannend beschrieben wäre. Und ich setze ein, da ich auf dem Sofa sitze, lediglich die Hose runtergezogen, und Barbara oben ohne vor mir kniet, um mir einen zu blasen (so dieser Begriff im Zwei-Promille-Bereich noch seine Gültigkeit hat).

Das Problem ist der Hund. Ein Dobermann. Der befindet sich nämlich im selben Raum wie wir. Und schon beim Eintreten hat mir Barbara erklärt, dass sie den süßen Kerl leider nicht in ein anderes Zimmer lotsen könnte, weil er dort mit seinem Einsamkeits-Geheul markerschütternde Aufmerksamkeit erzeugen würde.

Der Hund also. Ich mag ja Hunde. Habe immerhin selbst einen. Aber der ist kein Spanner. Barbaras Dobermann indes bezieht schon nach wenigen Sekunden des oralen Spiels Position. Und zwar neben mir. Zwischen unseren Augen liegen bestenfalls fünfzehn Zentimeter. Er beobachtet mich. Legt seinen Kopf leicht zur Seite. Und winselt. Aber es ist nicht dieses laute Ich-will-was-Winseln, sondern dieses kaum hörbare Pfeifen, das Zeugnis einer geringfügigen Irritation abzulegen scheint.

Anfangs bemühe ich mich um Ignoranz. In der Hoffnung, der gute Bub würde sich schon an das Gebotene gewöhnen und gaaanz brav Platzi machen. Aber nichts dergleichen passiert. Und man kann sich vorstellen, dass der Lustgewinn in Anwesenheit eines Hundis, dessen Blicke und Atem spürbar sind, ein wenig eingeschränkt ist.

Er macht keine Anstalten, sich zu verziehen. Erst als Barbara kurz aufblickt, um Tasso mit strenger Stimme in sein Körbchen zu schicken, geht er. Um eine Minute später an selber Stelle, mit selber Mimik, wieder zu meinem Mittelpunkt zu werden.

Vielleicht will er spielen. Und da er auf meine schwachsinnig anmutenden Kopfbewegungen, die ihn höflich aber bestimmt darauf hinweisen, dass er sich doch schleichen sollte, aufgrund dobermännlicher Starrköpfigkeit kalt lassen, starte ich einen Versuch.

Während sich Barbaras Kopf zwischen meinen Beinen bemüht, hebend und senkend die Basis für Kommendes zu schaffen, verrenke ich mich leicht, lasse so unauffälig meine Hand zu meinen Füßen gleiten, um mir einen Socken auszuziehen. Es ist grotesk. Während mein Schwanz in einem weiblichen Mund steckt, zerknülle ich meinen Socken und werfe ihn durch den Raum. Und Tasso, der Lauser, hat eine Riesenfreude. Volltreffer. Mit ein paar schnellen Sätzen jagt er meinem Socken nach.

Und zerfetzt ihn in wenigen Sekunden. Von wohligem Knurren begleitet. Egal, ich habe ihn abgelenkt. Für etwa eine Minute. Dann pflanzt er sich wieder neben mir auf. Schaut. Pfeift. Stört.

Und er schleckt meine Wange ab. Ein Traum wird wahr. Ein Dobermann entdeckt ausgerechnet während des Blasens seine Sympathie für mich, entdeckt in einem vollkommen betrunkenen Typen, der mit heruntergelassenen Hosen auf einem Sofa sitzt, ein Zeitvertreibs-Herrl. Ich kann wirklich stolz sein - braaaver Tasso.

Ich streichle ihm über den Kopf. Und siehe da. Er stellt das Pfeifen sofort ein, setzt sich auf den Boden, legt sein Köpfchen neben mich auf das Sofa. Und schließt die Augen. Ich tätschle ihn und beende meine Streicheltätigkeit. Ein Fehler. Denn er macht augenblicklich wieder Anstalten, sich zu erheben. Da ich aber nicht noch einen weiteren Socken oder mein Hemd dem Hol's-Stocki-Schicksal überlassen will, streichle ich ihn wieder. Und weiter. Und weiter.

So soll es sein. Ich lasse meinen Kopf nach hinten fallen, genieße in vollen Zügen Barbaras Intimität. Und streichle gleichzeitig einen Dobermann. Ja, ich, der Hunde-Flüsterer.

Das Schicksal hat mitunter merkwürdige Vorstellungen von Zärtlichkeit. Zum Geschlechtsverkehr kam es nie.

Irgendwann sind wir alle drei eingeschlafen.

ICH, EIN PHANTAST

Leidenschaft ist das Motiv: So viele Jahre. So viele Frauen. So viele Entdeckungen. Ich will aufbrechen zu einer grenzenlosen Abenteuerreise. Zu den sinnlichen und erotischen Schätzen zwischen Horizont und Abgrund. Der Sex und das Sein. Ich will schreiben. Über mich, mein Verlangen, meine Gedanken. Und ich will voller Frohsinn in der weiten Welt der Lust wandeln.

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